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Photographs

Ich fotografiere, was ich nicht malen will, und ich male, was ich nicht fotografieren will. (Man Ray)

Klaus Baumgärtners Fotografien zeugen von seiner Welt. Vergessene Dinge, von niemandem gesehen und ihrer Funktion entbunden, werden zu seinen ergreifend schönen oder ruhig heiteren Motiven. Er legt den humanen Gehalt der Gegenstände frei, verleiht der oft unmenschlichen Welt, die uns umgibt, Menschlichkeit. Wenn ich seine Fotografien betrachte, dann sehe ich die Dinge nicht als das, was sie sind, sondern wozu er sie macht.

Klaus Baumgärtners Obsession für Gegenstände zeigt sich auch in seinen übrigen Werken, in Gemälden und Skulpturen. In seinen Fotografien erhält sie jedoch eine andere Dimension. Der gefundene Gegenstand wird nicht aus seinem Kontext herausgelöst, sondern dort belassen, wo er hingehört, “verankert” ist; er behält seine Schönheit und Bedeutung innerhalb seiner ursprünglichen Umgebung. Gleichzeitig, und dies ist viel wichtiger, entbindet Baumgärtner ihn von seiner Funktion und gibt ihn (und uns) zum Spielen frei.

Abermals ist es der scharfe Blick eines kindlichen Auges, das die Schönheit in den selbstverständlichsten und trivialen Dingen findet. Dort gibt es sie, die Poesie; dort in den Straßen, auf dem Schaufenster, auf der Wand eines schäbigen Gebäudes. Und es braucht einen Geist, der fähig ist zu “verlernen”, um uns zu zeigen, wo wir die Poesie wiederfinden können; im Schrecken eines gespenstischen Schattens, in dem Menschenähnlichen eines Ölfleckes auf dem Asphalt. Die Geschichten, die von den Gegenständen erzählt werden, in einem Augenblick, der „sie auf frischer Tat ertappt“, sowie die Fähigkeit des Künstlers diese Gegenstände zu transformieren, sie gar zu seinen Freunden zu machen!, sind Baumgärtners Sieg über den logischen Verstand, der uns das Formulieren einer solch „simplen“ Sprache nicht erlaubt.

Die Kraft des Bildes schenkt eigenartigen Zahlen auf dem Rumpf eines Schiffes eine neue Bedeutung, einem zerfallenden alten Tor neues Leben oder gebogenen Drahtresten, die – von einem Lichtstrahl geküsst und in diesem speziellen Spot isoliert zu etwas werden, das uns an einer schon lange vergessenen Stelle berührt – ein liebevolles Lächeln.

Klaus Baumgärtners Werkzeug, die Kamera – eine automatische, so “einfach” wie die Bilder, die er damit aufnimmt! – verleiht den ihn umgebenden Dingen nicht nur eine Daseinsberechtigung, sondern dem Schatten einer Brücke die Stärke, um darauf zu jenem Teil unseres Geistes zu gelangen, der unserer Vorstellungskraft neues Leben einhaucht und uns an unsere Träume erinnert.